Die fast 263 Meter lange “Mein Schiff 2” läuft den Kieler Seehafen an. Wohl in keiner Hafenstadt der Welt legen die schönen Kreuzfahrtschiffe so zentral mitten in der City an. Für die Passagiere an Bord geht ein beeindruckender Urlaub entlang der norwegischen Küste zu Ende. Für Nicole Borowy beginnen 14 Stunden Dauerstress. Ausgerüstet mit mehreren Funkgeräten und Handys koordiniert sie 60 Hafenarbeiter, Gabelstaplerfahrer und Hostessen. Als Kaimanagerin trägt sie Sorge für die Abfertigung des Kreuzfahrtschiffs. Eine logistische Herausforderung, bei der vier Kamerateams Nicole Borowy einen Tag lang begleitet haben.
Das Motto der Kaimanagerin: Perfekter Service für unsere Gäste. Höflichkeit und Hilfsbereitschaft sind ihr Markenzeichen. Für die Begrüßung des Luxusliners steht sie – das ist weltweit einmalig – mit ihrem Team Spalier. Sofort nachdem der Ozeanriese um 7 Uhr morgens festgemacht hat, tickt die Uhr für die Kaimanagerin und ihre Mitarbeiter. Bevor nämlich die Passagiere das Schiff verlassen, müssen 3.500 Koffer durch eine kleine Luke von Bord und anschließend in einem Zelt aufgebaut werden. Akkordarbeit für die Männer in den roten Latzhosen. Ein Gepäckband wie am Flughafen gibt es hier nämlich nicht.
Doch heute ist irgendwie der Wurm drin: Die Rampe zum Entladen macht Probleme. Die Abfertigung des Ozeanriesens wird lahm gelegt – durch einen 10 Zentimeter großen Bolzen, der sich verzogen hat. Damit nicht genug. Zahlreiche Herausforderungen muss die Kaimanagerin noch meistern, bis alle 2.000 Passagiere in ihrem Auto, dem Bus oder der Bahn sitzen, um wieder nach Hause zu fahren.
Jetzt ist Halbzeit. Kaum sind die alten Passagiere runter, wollen 2.000 neue aufs Schiff. Von 13 Uhr bis 17 Uhr kümmern sich die Kaimanagerin und ihr Team um den Check-in der Gäste. Wieder müsste Nicole Borowy eigentlich an vier Orten gleichzeitig sein. Ihr Geheimnis: Einfach nicht dran denken, wie kaputt, müde und geschafft sie ist und wie gerne sie nur mal kurz die Beine hochlegen würde.
Da ist es ganz praktisch, dass die Kaimanagerin keine Zeit zum Grübeln hat. Hier, da und dort gibt es diverse Schwierigkeiten. Eine Kölnerin vermisst zum Beispiel ihren Geldbeutel samt Ausweispapieren. Wenn die Kaimanagerin es nicht schafft, ihr zu helfen, kann die Rentnerin jedenfalls nicht in See stechen.
Punkt 19 Uhr legt die „Mein Schiff 2“ dann ab in Richtung Norwegen, Finnland und Russland. In gut einer Woche kommt die schwimmende Kleinstadt zurück. Dann wartet Kaimanagerin Nicole Borowy mit ihrem Team wieder am Ostseekai, um alles dafür zu tun, dass sich die Passagiere beim Aus- und Einsteigen in Kiel wohl fühlen.
[panel panel_heading=”Produktion” panel_text=”Autorin: Petra Wernz
Kamera: Rudolf Fromeyer, Christian Rohwer
Schnitt: Claire Walka
Redaktion: Christian Pipke – NDR” panel_color=”panel-default”/]