Reimer Dau ist nahezu einzigartig: Jedenfalls trifft das auf seinen Beruf zu, den der Nordfriese mit Herz, Leidenschaft und Fingerspitzengefühl ausübt: Reimer Dau ist Reetdachdecker. Mit seinem traditionellen Handwerk trägt er zum typischen Landschaftsbild Schleswig-Holsteins bei und darauf ist der 46-jährige stolz. Reimer ist nicht nur einer der wenigen Reetdachdecker des Landes, sondern er ist auch einer von wenigen Reetdachdeckern in Schleswig-Holstein, die nicht nur gekauftes Reet verwenden: Rund um Tönning bewirtschaftet er seine vier Reetflächen und erntet diese auch noch selbst – mittlerweile zwar nicht mehr so wie vor hunderten Jahren mit einer Sense, sondern mit einer eigens dafür umgebauten Schneepistenraupe. Nach erfolgter Ernte bringt Reimer das Reet in seine betriebseigene Halle zum Trocknen. Wenn das geerntete Reet nach ein paar Wochen seinen maximalen Feuchtigkeitsgehalt von 18% erreicht hat, wird es von Dachdecker Dau und seinen Mitarbeitern noch wie früher mit der Hand gesäubert und danach neu gebunden. „Erst dann kommt das eigene Reet bei unseren Kunden auf das Dach“, so Reimer Dau „und das macht mich dann auch stolz wenn ich sagen kann, dass ich das selbst geerntet habe.“
Mit 12 Jahren hat der gelernte Dachdecker bereits beim Reetschneiden mitgeholfen und schon früh seine Liebe zum Naturprodukt entdeckt. Für Ihn stand bereits damals fest, dass er Dachdecker werden will und sich auf Reet spezialisieren wird. „Mit diesem Naturprodukt kann man wunderschöne Objekte eindecken – mit einer Pfanne ist das nicht möglich!“ 2008 machte sich Reimer Dau selbstständig – aus drei Mitarbeitern sind inzwischen dreizehn geworden. Auch Sohn Daniel, gelernter Zimmermann, hat die Liebe zum Reet durch seinen Vater in die Wiege gelegt bekommen. Seit 2009 arbeitet er ebenfalls im väterlichen Betrieb. Reimers Ehefrau Beate, seit über 20 Jahren an seiner Seite, hält sich allerdings aus dem Reetgeschäft ihrer Männer heraus: „Reimer macht seinen Betrieb und ich mache meinen Job. Aber das Reet ist natürlich immer Gesprächsthema Nummer Eins bei uns“.
Reimer Dau ist nicht nur durch seinen Beruf, sondern auch privat ein sehr traditionsverbundener Mensch. Seitdem er sieben Jahre alt ist bosselt er. Wann immer es seine Zeit erlaubt – und die ist knapp – boßelt er mit seinem Verein BV Tetenbüll. Aber spätestens am dritten Wochenende im Januar fehlt er nicht, „denn da kommt es zum alljährlichen Kampf gegen den Boßelverein Eiderbund,“ sagt Reimer mit einem Augenzwinkern. Er liebt seine schleswig-holsteinische Heimat und ist in Nordfriesland fest verwurzelt: „Ich könnte nie nach Süddeutschland und auch nicht auf die Inseln ziehen“.
Die Reportage in der Sendereihe „Typisch!“ begleitet den Reetdachdecker Reimer Dau bei der Ernte seines eigenen Reets, bei Reetarbeiten und bei Kundenbesuchen. Er ist zur Stelle, wenn das Reetdach mal wieder von einem Vogel- oder Marderloch befallen ist, die „Kehle“ erneuert werden soll oder das Moos vom Reetdach muss, damit die Langlebigkeit erhalten bleibt.
Vorwiegend hat er es mit historischen, alten und denkmalgeschützten Häusern zu tun – in diesem Jahr hat er zusätzlich noch ein Großprojekt in Schobüll an der Nordseeküste zu bewerkstelligen: Ein 940m2-großes Reetdachhaus soll komplett neu gedeckt werden: Das bedeutet, dass alte Reet muss runter, die Dachlattung erneuert und dann bekommt das Dach wieder frisches Reet. Auch für den erfahrenen Reimer Dau eine echte logistische Herausforderung.
[panel panel_heading=”Produktion” panel_text=”Autorin: Solveig Fromeyer
Kamera: Rudolf Fromeyer
Schnitt: Timo Becker
Redaktion: Christian Pipke – NDR” panel_color=”panel-default”/]