Ein gewichtiger Brocken und eine kurze, komplizierte Strecke: Ein 70 Tonnen schwerer Transformator muss ins Umspannwerk. Kein Problem, könnte man meinen, denn die eintausend zweihundert kilometerlange Reise von Österreich nach Uetersen verliefen ja auch ohne größere Schwierigkeiten. Doch die Zufahrtstraße zum Umspannwerk ist eine nur zwei Meter 75 Meter breite Gasse mit einer engen Kurve, die für einen 30 Meter langen Schwertransport kaum zu schaffen ist. Ein Job für die Firma Suenkler aus Kiel, die zu den Schwertransportspezialisten im Norden gehört.
Bevor aber der Transformator Zentimeter für Zentimeter Richtung Ziel rollen kann, muss er erst mal von seinem eigentlichen Transportfahrzeug auf einen schmaleren Tieflader umgeladen werden. Mit Hubzylindern werden die 70 Tonnen angehoben. Über Schienen soll der Koloss dann von einem Fahrzeug auf das andere gerollt werden. Eine gefährliche Arbeit: Die halbe Million teure Fracht kann im Graben landen oder gar einen der Männer schwer verletzen.
Ein acht Mann starkes Einsatzteam koordiniert die Umladung. Mitten drin: ein Ruheständler. Trotz seiner 71 Jahre packt er kräftig mit an. Bei den meisten Menschen ist ja mit der Rente Schluss mit der Arbeit, nicht so bei Manfred Pflaum. Er wird von seinem ehemaligen Chef angeheuert, sobald es besonders kompliziert wird. Der Schwertransportspezialisten hat fast ein halbes Jahrhundert wertvolle Berufspraxis aufzuweisen und die goldene Regel für den Transport von schweren Gütern sagt, Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Der Pensionär arbeitet als Minijobber, aber ums Geld geht es ihm nicht, sondern darum noch gebraucht zu werden und um den Spaß, den er hat.
Eine „nordreportage“ über neun Stunden Arbeit für nur 100 Meter – und über einen Rentner, der noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
[panel panel_heading=”Produktion” panel_text=”Autorin: Petra Wernz
Kamera: Rudolf Fromeyer
Schnitt: Claire Walka
Redaktion: Christian Pipke – NDR” panel_color=”panel-default”/]